Zwetschgen sind Glückskinder. Haben Himbeeren, Kirschen oder die feinen Aprikosen jeden Sommer nur
kurz Saison, werden die lilafarbenen Früchte von Juli bis noch weit in den Oktober hinein vom Baum geholt.
Pur oder auf einem schlichten Hefe- oder Mürbeteig
gebacken sind Zwetschgen immer ein Genuss.
Aber sie sind vielfältig einsetzbar - in der süssen wie in der
herzhaften Küche. Schöne Vertreter beider Kategorien sind Zwetschgen mit Ziegenkäse und ein
Zwetschgentörtchen mit Zimtzabaione nach Rezepten von Wilfried Serr. Serr kocht seit vielen Jahren mit
einem Michelin-Stern im Restaurant "Zum Alde Gott" in
Neuweier bei Baden-Baden. Auf den Hügeln rund um den Ort stehen die
Hänge voller Zwetschgenbäume. Denn Baden ist in Deutschland das Hauptanbaugebiet, Bühl für seine
Früchte bekannt. Die heimliche Hauptstadt des Steinobstes gab auch der Sorte "Bühler Frühzwetsch"
ihren Namen. Die ist aber nicht unbedingt nötig, um schöne Gerichte nachzukochen. Und auch nicht, um
feine Brände zu produzieren. Die kommen zwar oft auch aus Süddeutschland, viele Destillerien in der Eifel
produzieren aber ebenfalls Edelbrände.
Der grösste Trinkgenuss stellt sich übrigens - heiss hin, heiss
her - nicht gut gekühlt, sondern bei Zimmertemperatur ein.
_Edle Brände_ Zu Hochprozentigem lässt sich fast alles verarbeiten. Auch vor für Traditionalisten
Ungewohntem wie Knoblauch oder Steinpilzen schrecken renommierte Destillerien nicht zurück. Die
Edelbrennerei Arno Dirker aus Mömbris hat sich schon an Zitronengras und Blaumohn gewagt. Hubertus
Vallendar errang u. a. mit seinem Spargelgeist oder dem Bockbierbrand aus der Brennerei in Kail an der
Mosel den "World Spirits Award".
Zwetschgenbrände gehören wie Wässer aus Kirsch oder Himbeeren also eher zu den klassischen
Destillaten. Verarbeitet werden sie traditionell überall, wo viel Obst wächst. In der Südeifel gibt es viele
kleine Brennereien, die sich zum Teil in Kooperationen zusammengeschlossen haben. Eine
Erzeugergemeinschaft ist "Eifel-Edelbrand". Unter gemeinsamem Namen und Etikett werden
sortenreine Cuvées aus Bränden der Mitglieder angeboten. Die Früchte müssen aus dem Naturraum Eifel
stammen.
Unter dem Namen "Eifel Premium w.V." haben sich Obstbrenner der Region zusammengeschlossen, die
ihre Produkte sowohl unter einem Gemeinschaftsetikett, aber auch als eigene Marke vertreiben.
Ein schöner und typischer Vertreter ist der "Eifeler Zwetschgen Brand" von Johanna Heyen. Er zeigt ein
sehr gutes Fruchtaroma mit einem Hauch von Bittermandel.