Bei dem Gedanken an frischen Zwetschenkuchen läuft vielen sofort das Wasser im Mund zusammen -
endlich hat das Kernobst wieder Saison! Bei
einem Obstbauern in Meckenheim erleben wir unser blaüs Wunder: Er
baut viele verschiedene Sorten an, erklärt den Unterschied zwischen Pflaumen und Zwetschen und gibt
Tipps zur Ernte und Lagerung.
_Namensverwirrung_ Zwetsche, Zwetschge, Zwetschke oder Quetsche - wie heisst es denn nun
richtig? Will man es auf Hochdeutsch sagen, ist "Zwetsche" richtig.
"Zwetschge" ist der süddeutsche und schweizerische Begriff.
"Zwetschke" heisst es in Österreich, und in manchen Gegenden auf dem Land sagt man "Quetsche". Wir
bleiben bei "Zwetsche".
_Die grosse Familie der Pflaumen_ Die Zwetschen gehören zur Familie der Pflaumen. Weltweit sind rund
2.000 verschiedene Pflaumensorten bekannt. Die Hauptsorten sind neben den Zwetschen die klassischen
Rund- und Eierpflaumen, die
Reneclauden, die Mirabellen und die Susinen, auch japanische Pflaumen genannt.
Zwetschen sind im Vergleich zu den Rund- oder Eierpflaumen kleiner,
ovaler, und sie haben spitzere Enden. Im Gegensatz zu den Rundpflaumen haben sie keine Fruchtnaht.
Ausserdem lassen sich die Kerne der Zwetschen leichter aus dem Fruchtfleisch lösen, das fester ist als
bei anderen Pflaumensorten. Deshalb eignen sich die Zwetschen besonders gut zum Backen.
_Duftfilm - Schutz für die Früchte_
Bei der Ernte und auch danach sollen die aromatischen Früchte so wenig wie möglich berührt werden,
damit der sogenannte Duftfilm intakt bleibt. Wie eine Schicht Raureif legt er sich um die Zwetschen. Dieser
natürliche Schutzfilm bewahrt sie vor Bakterien-
und Schimmelbefall und dient somit der besseren Haltbarkeit.
Beim Kauf sollten die Zwetschen bereits reif sein und nicht mehr grünlich aussehen, denn sie reifen kaum
nach. Wickelt man sie in ein feuchtes Tuch, dann bleiben sie im Kühlschrank für mehrere Tage frisch.
_Schwung für den Darm_ In der Schale der Zwetschen ist der Ballaststoff Pektin enthalten, der aufquillt
und auf diese Weise die Darmtätigkeit anregt und die Verdauung fördert. Auch die in den Pflaumenhäuten
enthaltene schwerverdauliche Zellulose regt die Darmtätigkeit an. Sie kann hier auch Gärungen
provozieren, daher sollte man den Verzehr grösserer Mengen roher Pflaumen auf einmal vermeiden.
Weiterer Tipp: gründlich
kauen! Ausserdem enthalten Zwetschen und Pflaume Sorbit, das als Zuckeraustauschstoff bekannt ist.
Der Körper kann Sorbit nur in begrenztem Masse verstoffwechseln. Werden grosse Mengen aufgenommen,
können Symptome wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen auftreten.
Zwetschen können gut von Diabetikern gegessen werden, denn zum Abbau von Sorbit braucht man kein
Insulin. Aber zu viele Zwetschen sollte man dennoch nicht essen, denn auch das Sorbit hat eine
abführende Wirkung.
Zwetschen haben darüber hinaus einen hohen Gehalt an Kalium. Der Mineralstoff gehört zu den
Elektrolyten, die der Körper für die störungsfreie Weiterleitung von Nervenimpulsen benötigt. Wenn sehr viel
Kalium mit der Ernährung aufgenommen wird, wirkt es harntreibend, da es die Nieren zu einer erhöhten
Harnproduktion anregt.
_Besonders lecker: die Hauszwetsche_
In Nordrhein-Westfalen wachsen kaum grosse Pflaumen, sondern in der
Regel nur die kleineren Zwetschen. Bei dem Obstbauern Manfred Felten aus Meckenheim sind Ende
August/Anfang September verschiedene Sorten reif: die Ortenaür Zwetsche, die Aürbacher Zwetsche, die
Präsident-Zwetsche. Die leckerste und aromatischste sei allerdings
die spätreife Hauszwetsche, so die Meinung von Manfred Felten.
Zwetschenkuchen, -schnaps, -mus und -kompott sind sicherlich die
Klassiker. Seine Frau bereitet mit den blauen Früchten aber auch aufwendige Süssspeisen zu und verleiht
herzhaften Gerichten durch das Obst eine besondere Note.