Wenn eine Pflanze in Märchen und Sagen eine magische Rolle einnimmt, muss man davon ausgehen,
das sie als Heil- oder Gewürzpflanze
äusserst wirksame Bestandteile aufweist. Das gilt im Besonderen für den Wacholder. So soll sich die
heilige Familie auf der Flucht vor König Herodes unter den Zweigen eines Wacholderstrauches versteckt
haben. Und auch die alten Römer glaubten, ein solcher habe sie vor ihren Verfolgern beschützt.
Botanik: An den immergrünen Ästen des Wacholders reifen die
Wacholderbeeren innerhalb von 2 bis 3 Jahren. Der Wacholder gehört zur Familie der Zypressengewächse
und ist auf der ganzen nördlichen Halbkugel zuhause. Kultiviert wird er vorwiegend in Osteuropa. Das
feinfaserige, dauerhafte Wacholderholz wird u.a. auch für Zahnstocher und für Bleistifte verwendet.
Sensorische Eigenschaften: Die blauschwarzen Beeren sind erbsengross,
runzelig und mit einem wachsartigen Überzug versehen. Im Querschnitt der Beeren sieht man im
gelblichen Fleisch die Samen eingelagert.
Unzerkleinert sind die Beeren fast geruchlos, zerdrückt erinnert das kräftige Aroma ein wenig an
Tannennadeln (Harz) und Terpentin. Der Geschmack ist leicht bitter mit einem süsslichem Beigeschmack.
Verwendung: Wacholderbeeren können sowohl frisch als auch getrocknet
eingesetzt werden. Im Handel sind jedoch nur die getrockneten Beeren erhältlich. Traditionell werden sie zu
Fleisch-, Wild- und
Geflügelgerichten gegeben und sie verfeinern Sauerkraut und Rotkohl.
Wacholderbeeren eignen sich aber auch zum Würzen von Suppen, Saucen, Fischsud und Marinaden.
Daneben werden sie zur Aromatisierung von Schnäpsen und Likören, wie Gin und Genever, verwendet.
Zum Würzen kann man die ganzen Beeren mitkochen oder diese vorher im Mörser oder mit einem Löffel
anquetschen. Da ihr Aroma sehr intensiv ist, Wacholderbeeren stets sparsam dosieren, d.h. pro Person
höchstens 3 ganze oder 2 zerdrückte Beeren nehmen. Kombinieren lassen sich Wacholderbeeren am
besten mit Rosmarin oder Majoran.
Gesundheitliche Wirkung: Die ätherischen Öle des Wacholders wirken
appetitanregend, entzündungshemmend und auch wassertreibend.
Wacholderbeeren-Tee wird bei Nieren- und Blasenleiden getrunken. Zu
diesem Zweck 1 Teelöffel angequetschte Wacholderbeeren mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen,
zugedeckt ca. 20 Min. ziehen lassen, absieben.
Lagerung: Wacholderbeeren gut verschlossen, kühl und dunkel
aufbewahren. Nicht länger als sechs Monate lagern.
Baum des Jahres 2002: Wacholdersträucher kommen zwar in vielen
Gärten und Parks vor, aber in der freien Natur finden sie sich nur noch selten. In Deutschland gilt der
Wacholder in einigen Gebieten gar als stark gefährdet bzw. fast ausgestorben. Deshalb ist er zum 'Baum
des Jahres 2002' erklärt worden. In der Schweiz ist der Wacholder gemäss der Eidgenössischen
Forstdirektion nicht gefährdet.