Keine Angabe
Persische Gaumenfreuden 02/12
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2) Tischsitten und Festivitäten Gegessen wird traditionell nicht nach Geschlechtern getrennt im
Schneidersitz auf dem Boden sitzend, eine Reminiszens an de arabische Periode. Aus der vorislamischen
Zeit kennt man dagegen durchaus Darstellungen von Tischen und Stühlen. Auf dem ausgebreiteten
bestickten Tischtuch, dem sofreh werden alle Vorspeisen und Hauptgerichte zusammen aufgetragen, eine
klassische Speisefolge gibt es daher nicht. Das Berühren des sofreh oder der anderen Gäste mit den
Füßen gilt dabei als unfein - Schuhe werden im
Übrigen bereits beim Betreten des Hauses ausgezogen. As Besteck werden meist nur Gabel (links vom
Teller) und Löffel (rechts vom Teller) aufgelegt, da alle Gerichte mundgerecht serviert werden.
Kochen und Essen dient nicht bloß der einfachen Nahrungszubereitung und -aufnahme sondern vielmehr
auch dem gemeinschaftNchen
genussvollen Erleben und der Kommunikation innerhalb der Familie und mit den Gästen. Auch hier spielt
Zeit keine Rolle. Dabei besitzt der Gast, wie generell im Orient, einen sehr hohen Stellenwert. Wörtlich
übersetzt bedeutet Gast, habib choda, Geschenk Gottes'. Ebenso sind Lebensmittel als Gabe Gottes', ne
mat, heilig und mit Ehrfurcht zu behandeln. Das Wegwerfen von Lebensmittel gilt - wie sogar selbst
das unabsichtliche auf den Boden fallen lassen von Brot - als Sünde.
Besonders üppig und erlesen wird zu bestimmten familiären und religiösen Festen geschlemmt, wobei
teilweise typische Speisen gereicht werden. Neben den Feiern zur Geburt, dem ersten Babyzahn, Hochzeit
und Totengedenken, dem Herbst- und Winter-, Wasser- und
Feuerfest, dem Ramadan und Pilgerfest, ist de bedeutendste Feieriichkeit noruz, das persische
Neujahrsfest, welches je nach Kalender in der Nacht vom 20., 21. Oder 22. März beginnt, über 2 Wochen
gefeiert wird und den Einzug des Frühlings markiert. Dabei geht deses Ereignis nicht auf isamische
sondern auf zoroastrische Wurzeln zurück, somit auf das 3.-7. Jahrhundert n. Chr. Nach einem
gründchen Großputz des Hauses und einer Neueinkleidung der Familie wird die Festtafel mit einem sofreh
haft sin dekoriert, also einem Tischtuch auf dem 7 Dinge arrangiert sind, die in Farsi mit dem Buchstaben
V beginnen:
sabzeh(Weizen- oder Unsenkeiminge als Verkörperung der Wiedergeburt)
samanu (Pudding aus Weizenkeimingen symbolisiert Verwandlung und Weiterentwicklung, somit auch ein
Sinnbild für de Kochkunst) csib (Apfel als Metapher für Gesundheit und Schönheit) senjed (Mehlbeere,
sorbus aria, Frucht der Eberesche, steht für de Liebe sir (Knoblauch, für Medizin und Gesundheit)
sumagh (Sumachpulver, als Metapher für die Farbe des Sonnenaufgangs, mit dem Gott das Böse aus der
Welt vertreibt) serkeh (Essig, repräsentiert Alter und Geduld) Daneben arrangiert man eine Schale mit
Rosenblättern (für ein Leben voller Duft) einige Münzen (für Reichtum), einen Goldfisch in einem
Wasserglas (für die Vitalität), Kerzen für alle Familienmitglieder (für Glück und Erleuchtung), eine
Pomeranze, de in einer Wasserschale schwimmt (für die Erde, die sich im Weltraum bewegt) und einen
Spiegel, der das Licht sammelt und in dem sich Gottheit und Schöpfung reflektieren. Daneben werden
gefärbte Eier (für die Fruchtbarkeit) dekoriert - also auch unsere Ostereier stammen aus
Persien. Da nach der persischen Schöpfungsgeschichte die Weltkugel auf dem Horn eines Stieres ruht
und in der Neujahrsnacht vom einen auf das andere Horn veriagert wird, kann man diese Erschütterung und
somit den genauen Zeitpunkt des Jahreswechsels an einem leichten Beben der Eier erkennen. Außerdem
liegt, je nach weltanschaulicher Ausrichtung, ein Gedichtband der beiden klassischen Dichter Haffis bzw.
Rumi oder ein Koran dabei. As Blumenschmuck denen Narzissen und Hyazinthen. Diese Dekoration wird
für 13 Tage belassen, bis die Feieriichkeiten mit einem Picknick, Gesang und Tanz beendet werden.
Dabei werden dann die ausgetriebenen Keiminge der Natur übergeben, was das Unglück aus Haus und
Familie austreiben soll.
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