Darjeeling ist in der Familie der Tees eine der wertvollsten Sorten.
Der Grund liegt in der sorgfältigen Pflückung und Verarbeitung. Da dieser Tee jedoch in hohen Lagen
gedeiht, ist jede Jahresernte abhängig von dem wechselvollen Wetter an den Hängen des Himalaya.
Mit Spannung erwarten Tee-Tester und Tee-Trinker deshalb jede Saison
aufs Neue die Sorten aus ihren Teegärten, und hoffen auf eine aromatische, unverwechselbare Tasse aus
dieser Gebirgsregion. Wie die Ernte dieses Jahr ausgefallen ist, sagt uns Teetester Jörg Sakulowski.
Darjeeling ist ein indischer Kurort im Vorder-Himalaya zwischen Nepal
und Bhutan und zudem die Distriktshauptstadt im Bundesstaat Westbengalen. Wegen seines milden
Klimas ist die 2185 Meter hoch gelegene Stadt im Sommer ein beliebter Erholungsort für Bewohner aus
dem schwül-heissen Kolkata (Calcutta). Die Stadt ist zugleich
Stützpunkt zahlreicher Expeditionen ins Himalaya-Gebiet.
Das sind alles recht dürre und nüchterne Worte für Tee-Trinker, die
dieses Gebiet für seine Vielfalt an unterschiedlichen Schwarztees schätzen. Denn in der Region um
Darjeeling befindet sich das Zentrum des bengalischen Teeanbaus. Die edelsten Teepflanzen gedeihen an
den südlichen Ausläufern des Himalaya-Gebirges in Höhen zwischen 1.500
und 2.000 Meter. Die Höhenlage, das rauhe Klima und die Bodenbeschaffenheit lassen die Pflanzen
langsamer wachsen, als in den niedrigeren Lagen und verleihen dem Tee ein feines nuancenreiches Aroma.
_Die unterschiedlichen Pflückperioden: Frühjahr, Sommer und Herbst_
Im Unterschied zu niedrigeren Teeanbaulagen Indiens wie Assam oder Nilgiri, die man das ganze Jahr über
abernten kann, halten die Teepflanzen in den Darjeeling Hochlagen eine Winterruhe. Diese
Vegetationspause ist ein Grund für das Aromareichtum des Blattes.
Die Tees werden in mehrere Wachstumsperioden eingeteilt und am Ende jeder dieser Perioden gepflückt:
Die qualitativ hochwertigen Pflückperioden sind die Frühjahrspflückung (First Flush), die Sommerpflückung
(Second Flush) und die Herbstpflückung (Autumnal). Jede dieser Ernten weist klimabedingt individuelle,
unverwechselbare Geschmackscharaktere auf.
_Frühjahrspflückung (First Flush)_ Der first flush (Erntezeitpunkt: Ende Februar bis Ende April nach der
Winterpause) ist besonders zart, duftig-blumig, spritzig-frisch und
etwas grünlich im Aufguss. Die Tassenfarbe ist hell und goldgelb.
_Sommerpflückung (Second Flush)_ Der second flush (Erntezeitpunkt: Anfang Juni bis Ende Juli) erhält
durch die Sommersonne eine kräftigere Note, ist abgerundeter und feinwürzig. Dabei ist er hocharomatisch,
blumig und nussig. Die Tassenfarbe kommt bernsteinfarbig heraus.
_Herbstpflückung (Autumnal)_ Nicht ganz so kräftig wie der second flush sind die Herbst-Tees
(Erntezeitpunkt: Von Oktober bis spätestens Mitte Dezember nach dem
sommerlichen Monsunregen). Sie sind ausgereift und vollmundig, dabei leicht im Geschmack und durch
eine weiche, gelb-rötliche Tassenfarbe
gekennzeichnet. Das Teeblatt ist mixed, d.h. mit grünen, braunen und schwarzen Blattteilchen
ausgestattet.
_Eine Vorausschau auf die Ernte 2006_ Die first flush - Qualitäten fielen in diesem Frühjahr recht
unterschiedlich aus. Durch geringe Niederschläge in den Wintermonaten litt die Qualität bei einigen
Plantagen. Dennoch gab es einige Teegärten, die sehr ansprechende Qualitäten hervorbrachten. Dies
spiegelte sich dann - mangels Masse - auch in
den Preisen wieder. Wie die Sommerpflückung ausfällt, lässt sich momentan leider noch nicht sagen, wie
beim Wein kann man auch keine Rückschlüsse auf die Ernte des Sommers 2005 ziehen.
Autor & Experte im Studio: Jörg Sakulowski, Teetester aus Düsseldorf