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Ingwer (Zingiber officinale Rosc.) [2/2]



Für 1 Rezept (Fortsetzung Ingwer) Ingwer ist weltweit eines der wichtigsten und geschätztesten Gewürze, wie bereits die lange Liste an Synonymen anzeigt. Die Pflanze wird heute in den tropischen Ländern aller Kontinente angebaut und spielt den Küchen aller Anbauländer eine grosse Rolle. Lediglich in Europa ist er noch nicht so verbreitet, obwohl er vor zweitausend Jahren recht beliebt war (siehe auch Silphion über den Geschmack des alten Rom). Frischer Ingwer, den man auch als grünen Ingwer bezeichnet, ist heutzutage im Westen leicht erhältlich.

Viele Menschen schätzen den frischen Ingwer roh, und das ist auch die in Südostasien bevorzugte Form: Frischer Ingwer wird gerieben oder fein gehackt, manchmal auch in Wasser eingeweicht, und dann den Gerichten ohne langes Kochen beigegeben. Diese Verwendungsart bewirkt einen frischen, würzigen und scharfen Geschmack (siehe Szechuanpfeffer für eine Diskussion scharfer Gewürze).

Wenn frischer Ingwer lange gekocht wird, steigt seine Schärfe, aber das frische Aroma geht zurück. Thailändische Köche fügen geriebenen Ingwer zusammen mit anderen Zutaten (in Form von Currypasten, siehe Kokos) ihren cremigen Kokosnusscurries hinzu. Indonesier verwenden gerne Gewürzpasten aus frischen Chilies und Ingwer, um Fleisch oder Fisch vor dem Grillen damit einzureiben (bumbu, siehe Zitronengras und kleiner Galgant für ein Beispiel aus Bali). Ingwertee, den man durch Überbrühen oder kurzes Kochen dünner Ingwerscheiben bereitet, ist ein würziges und gesundes Getränk, das bei tropischer Hitze (Indonesien) ebensogut schmeckt wie im kalten Himalaya (Sikkim).

Ganz anders ist der Geschmack von gebratenem Ingwer, wie in Indien und Sri Lanka bevorzugt: Brät man gehackten Ingwer in Öl oder Butterfett (meistens zusammen mit Zwiebel und Knoblauch), so weicht die Schärfe zugunsten eines feinen und milden, subtilen Aromas (siehe auch Adiowan). Besonders die nordindische Küche macht sich diese Technik zunutze und verwendet Ingwer als Basis für feinwürzige Saucen, sowohl zu vegetarischen als auch nichtvegetarischen Gerichten.

In der chinesischen Küche wird frischer Ingwer sowohl gekocht als auch gebraten verwendet. Viele Gerichte mit langer Zubereitungszeit enthalten in Scheiben geschnittenen Ingwer, der erst bei langem Kochen seinen Geschmack völlig abgibt (siehe Orange und cinesischer Zimt für Beispiele); dagegen verwenden unter Rühren in sehr heissem Öl gebratene Speisen (englisch stir-fries) normalerweise fein gehackten oder sogar geriebenen Ingwer.

Ein bekanntes Gericht der letzeren Art ist gung bao, auch kung pao geschrieben: Hühnerfleisch wird in eine sehr dicke Mischung aus Eiklar, Sojasauce, Reisessig und Stärke eingelegt; diese dient nicht nur als Marinade, sondern gerinnt bei der weiteren Zubereitung zu einem weichen Überzug auf den Fleischstücken. Getrocknete rote Chilies werden in sehr heissem Öl gebraten, bis sie fast schwarz sind, danach fügt man gehackten Ingwer, Knoblauch und das Fleisch hinzu.

Dank der grossen Hitze ist das Fleisch in wenigen Minuten durchgekocht; man giesst noch mit etwas scharfer Sojabohnenpaste auf, garniert mit Erdnüssen und serviert. Mit der grosszügigen Verwendung von Chilies und frischem Ingwer illustriert dieses Gericht den Szechuan-Kochstil, der die würzigste Regionalküche Chinas ist; siehe Chilies für ein weiteres Szechuan-Rezept.

Ingwer wird heute in Afrika und Lateinamerika weithin als Exportgut angepflanzt; dabei fand er natürlich auch Eingang in die jeweiligen Lokalküchen. Einige Rezepte für jamaicanisches jerk (siehe Piment) schreiben auch Ingwer vor, was kaum verwundern kann, da der jamaicanische Ingwer für seine ausgezeichnete Qualitält berühmt ist.

Getrockneter Ingwer weist einen ganz anderen Geschmack auf und kann daher den frischen nicht gut ersetzen. Getrockneter Ingwer ist eine optionale Zutat zum Currypulver (siehe Curryblätter) und sogar zum chinesischen Fünf-Gewürze-Pulver (siehe Sternanis); weiters findet man ihn in der äthiopischen Mischung berebere (siehe langer Pfeffer). Ein indonesisches Rezept mit getrocknetem Ingwer ist beim grossen Galgant erwähnt.

Man verwendet getrockneten Ingwer nur selten in den Gegenden, in denen das Gewürz auch frisch zur Verfügung steht. Der Geschmack ist eher aromatisch als scharf, und getrockneter Ingwer hat einige Anwendung für würziges Gebäck in Europa und vermag auch viele pikante Suppen und Saucen der europäischen Küche zu bereichern. Er ist allerdings ein bisschen aus der Mode gekommen und wird deshalb selten in neueren Kochbüchern erwähnt, doch hat er sich in der französischen Küche in Form der auf barocke Vorbilder zurückgehenden Gewürzmischung quatre epices bis zum heutigen Tag behaupten können (siehe Muskat).

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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