_Wein direkt beim Winzer trinken_ Seit vielen Jahrhunderten schenken Winzer in den deutschen
Weinanbaugebieten ihre Produkte direkt an die Kunden aus. Sie signalisieren das mit einem Büschel Grün
an der Tür. Dieser "Strauss" (in der Pfalz), "Buschen" (Österreich), "Hecke" (Baden) oder "Besen"
(Württemberg) gibt den rustikalen Schenken ihren Namen.
_Geschichte_ Seit vielen Jahrhunderten schenken Winzer in den deutschen Weinanbaugebieten ihre
Produkte direkt an die Kunden aus. Sie signalisieren das mit einem Büschel Grün an der Tür. Dieser
"Strauss" (in der Pfalz), "Buschen" (Österreich), "Hecke" (Baden) oder "Besen" (Württemberg) gibt den
rustikalen Schenken ihren Namen.
_Geschichte_ Fast überall steht geschrieben, Karl der Grosse habe den Winzern dieses Recht gegeben.
Und zwar um das Jahr 800 herum in seiner Landgüterverordnung "capitulare de villis vel curtis imperii".
Demnach sollten sie einen Teil ihrer Produkte selbst verkaufen dürfen. Das darf indes bezweifelt werden,
denn in dieser Verordnung steht lediglich, dass überschüssiger Wein an die Landgüter des Kaisers
geschickt werden muss, damit entschieden werden kann, was damit zu geschehen habe. Wie auch
immer: wenn es ihnen nicht gegeben
wurden, dann haben sich die Winzer eben das Recht genommen, ihren Wein selbst zu verkaufen, ehe sie
ihn an den Kaiser abliefern mussten.
_Gesetzeslage_ Bis in die modernen Zeiten haben sie dieses Recht dann verteidigt. Die Gäststätten-
Verordnung der Bundesrepublik kennt den 14, in dem es
den Landesregierungen erlaubt wird, Strausswirtschaften zuzulassen.
Die Regeln dafür: die echte Strausswirtschaft ist ein Lokal mit
maximal 40 Sitzplätzen, das einem landwirtschaftlichen Betrieb angegliedert ist, der eigenen Wein
(übrigens auch Apfelwein!) ausschenkt und nur einfach zubereitete Speisen aus überwiegend eigener
Herstellung serviert. Die Straussenwirtschaft darf maximal 16 Wochen im Jahr geöffnet sein. In der Praxis
teilen die Betriebe ihre Lizenz meistens in zwei Blöcke von je acht Wochen im Frühjahr und im
Spätsommer/Herbst auf. Wer länger offen hat, grössere Gerichte anbietet und mehr Sitzplätze hat, der
muss eine reguläre Gaststättenlizenz erwerben (Gutsausschank).
_Alle haben was davon_ Der Vorteil für die Winzer liegt darin, dass sie eine zusätzliche Absatzschiene für
ihre Weine haben. Vor allem Weingüter, die Mühe haben, ihre Produkte über die Flasche zu verkaufen,
können so etwas höhere Erlöse erwirtschaften. Ein Liter Wein an den Grosshändler verkauft, bringt kaum
noch mehr als 30-50 Cent. Ausserdem - ganz
offen - lassen sich so immer ein paar Liter mehr verkaufen, als der
Gesetzgeber nach der Höchstertrags-Beschränkung erlaubt.
Für die Gäste bieten Strausswirtschaften eine Möglichkeit, authentischen Genuss bei Weinen und den
kleinen Gerichten (je nach Können der Winzerin) zu einem günstigen Preis zu erleben. Ein bisschen leidig
ist die Beschränkung bei den Öffnungszeiten. Jede Strausswirtschaft handhabt das anders. Wer hat
deshalb nicht schon mal vor verschlossenen Türen gestanden? Abhilfe schaffen Verzeichnisse der
Weinwerbungen und auch Adressen im Internet, die gute Übersichten bieten.
_Strausswirtschaften international_ Den Ausschank beim Winzer gibt es nicht nur in Deutschland. Im
nord-west-spanischen Bierzo etwa gibt es noch ganz rustikale Formen
des Winzerausschanks. Über ein paar Stufen gelangt man direkt in die Keller der Winzer dort, in denen auf
gestampftem Lehm ein paar Fässer stehen. Holzkisten als Sitzgelegenheiten und der Padr¢n vor einem
angezapften Fass. Dann gibt es kleine Gläser zum Aperitif, ehe man zum Essen in ein Restaurant geht.
Auch viele kalifornische Weingüter haben Räume und Terrassen, auf denen man Weine des Hauses zu
mitgebrachten oder vor Ort gekauften kleinen Köstlichkeiten trinken kann.