Wein - die klassische Art: Classico und Classic (Info)
Für
1
Text
Zutaten
1 Info
Der Weinfreund wundert sich, was so alles aus dem französischen Wörtchen Classique geworden ist. Und
wahrscheinlich denkt er sich nur eines: wenn es klassisch ist, ist es auch gut. Vielleicht
erklärt diese - erwartbare - Reaktion die weitläufige Verwendung
des Begriffs in einer ganzen Reihe von Zusammenhängen. Am bekanntesten ist vielleicht der italienische
"Chianti Classico". Bis 1932 gab es Chianti - und eben nur diesen. Er kam aus dem Gebiet, das
1716 schon festgeschrieben worden war; zwischen Florenz und Siena, Radda, Gaiole und Greve. In diesem
Jahr aber hat die italienische Regierung auch vielen grossen Gebieten in der Nachbarschaft das Recht
zugestanden, ihre Weine als Chianti zu verkaufen. Das wurde ein Fiasco ("Fiasco" heisst übrigens die
klassische Bastflasche, in der der Chianti verkauft wurde.). Wie um den Rückwärtsgang einzulegen, wurde
gleichzeitig aber das alte Gebiet als Chianti Classico mit einer eigenen Herkunftsbezeichnung versehen.
Classico heisst also hier schlicht: aus dem ursprünglichen Anbaugebiet. Ganz ähnliches
ist dann auch in vielen anderen italienischen Regionen passiert (Valpolicella, Orvieto, Bardolino...).
Die ursprünglichen Gebiete waren oft auch die besten zur Produktion eines Weines. Das spricht für höhere
Qualitäten. Auch die sonstigen Regeln für den An- und Ausbau werden für die
Classico-Bereiche oft strenger gefasst (z.b. Abfüllung nur in der
Region - was vor illegaler Umbenennung schützen kann). Im
Umkehrschluss heisst das aber nicht, dass Classico immer gut und alle anderen schlecht sind. Manchmal
sind die anderen Bereiche Neuerungen gegenüber schneller aufgeschlossen und auch dort gibt es gute
Weinberge.
Die anderen Weinbauländer kennen die Bezeichnung Classic eigentlich alle nur in einer sehr freien
Auslegung. Darunter wird in der Regel ein Wein aus traditionellen Rebsorten verstanden, der eher leicht bis
mittelschwer ist und vor allem keinen Holzausbau (Barrique) hat.
Österreich etwa kennt die Steirische Klassik, Vienna Classic oder Kamptal Klassik als Weine privater
Winzervereinigungen. Die Weinbauländer in Übersee benutzen den Begriff Classic ebenfalls recht gerne. Je
weniger Tradition ein Gebiet hat, desto lieber, scheint es. Aber es gibt keinerlei Regeln dafür.
In Deutschland ist "Classic" bei der Weinrechtsänderung 2000 definiert worden. Der Begriff steht jetzt für
gebietstypische Weine von international trocknem Zuschnitt. Die Idee: der Käufer soll auf
unkomplizierte Art und Weise wissen, dass er einen bestimmten Weintyp kauft. Deshalb darf auf das
Etikett neben dem Anbaugebiet und der Rebsorte nur der Begriff "Classic". Allerdings variieren die
Rebsorten von Gebiet zu Gebiet doch sehr und der trockne Geschmack ist sehr auslegbar. Tatsächlich
dürfen die Weine bis zu 15 Gramm Restzucker aufweisen. Das kann - je nach Gärungsmethode - durchaus
ein sehr süsslicher Wein sein.
In Frankreich ist der Begriff Classique nur für Sekt geschützt. Dort beschreibt er das gleiche wie die
berühmte "Methode champenpoise" -
also einen wie Champagner ausgebauten Sekt aus anderen Regionen als der Champagne. Bei Wein wird
er aber ebenfalls verwendet - auch hier
in dem Sinn, dass kein Ausbau im Barrique erfolgt ist.