:>> ich hab gestern abend ne leckre flasche rotwein verköstigt.
:>> im letzten glas blieb dabei ein satz übrig: sah aus wie
:>> ganz ganz kleine, dunkle steinchen und hatte auch ne sehr
:>> harte konsistenz. war das der sog. 'weinstein' ???
Weinstein (Kaliumhydrogentartrat, Monokaliumtartrat = saures weinsaures Kalium), das Salz der
Weinsäure fällt normal bereits während der Gärung natürlich aus. Dort wo der Weinstein nicht völlig vorher
ausgefällt wurde, kann er bei sehr kalter Flaschenlagerung (die Flasche muss mal bei 5 Grad Celsius)
gelagert sein, ausfallen. Es ist geschmacksneutral, nicht schädlich, eher ein Zeichen für einen reifen,
längere Zeit gelagerter Wein. KEIN Reklamationsgrund, einfach hinnehmen, schadet nichts. Wie Weinstein
entsteht hat mehr mit chemischen Formelgleichungen zu tun. Kalium (im Wein - und jeder Zelle - immer
vorhanden) verbindet sich mit
Weinsäure (auch immer vorhanden) ...
:>> wenn ja: was sagt die anwesenheit von weinstein aus?
:>> falsche lagerung ? schlecht qualität ? wie entsteht weinstein?
:>
:> Kalk? Nee, ganz und garnicht. Weinstein ist das saure Kaliumsalz
:> der Weinsäure (Kaliumhydrogentartrat). Weinsäure ist die im
:> Pflanzenreich häufigste Säure und kommt auch im im Wein vor.
:> Ist sehr viel davon im Wein und auch noch Kalium anwesend, fällt
:> Weinstein aus, davon lösen sich nämlich nur 0,4 g in 100 ml
:> Wasser (bei 15 oC, um genau zu sein).
:> Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Weinstein eher in qualitativ
:> besseren Weinen anzutreffen ist, habe allerdings keine Begründung
:> dafür. Kann uns Peter Jordan weiterhelfen??
Die Antwort, warum der Weinstein öfters in "besseren Weinen" vorkommt hat drei (nicht ganz befriedigende
Gründe).
1) Wein mit höheren Reifegraden haben einen höheren Weinsäure - als
Äpfelsäureanteil. Weinsäure ist also im Überschuss vorhanden.
2) "Bessere" (ich bin mal ganz vorsichtig !) Weine sind häufig technologisch weniger perfekt gemacht, als
einfache Konsumware.
Weinsteinausfall wird in der Regel technologisch verhindert durch :
a) forcierte Kälte (Kältekontaktverfahren), da die Kälte (-4 - 0
Grad Celsius) die Ausfällung beschleunigt.
b) Zugabe von Schutzkolloiden, zB. Gummi arabicum , die den Weinsteinausfall verhindern.
c) Abfüllen von besonders lange gelagerte Partien.
3) Den meisten einfachen Weinen fehlt sowieso das nötige Säurerückgrat, das die Weine alterungsfähig
macht, daher auch da kein Weinstein.
:> Inwiefern macht der Aufwand überhaupt Sinn, wenn der Weinstein
:> doch nicht stört? Kühlen leuchtet mir ja auch noch ein, aber
:> Gummi arabicum?
:> Doch wieder Zusätze?
:> Heisst das etwa, dass sich ein Teil der Verbraucher doch
:> am Weinstein stört?
Ja, "der Verbraucher" empfindet Weinstein als fehlerhaft. Besonders im Ausland, wo er weitgehend
unbekannt ist. Alle südlichen Länder haben ja ihre Probleme mit der Säure. Da die Weine in der Regel
zuwenig Säure haben, darf dort (bei uns verboten!) Säure zugesetzt werden. In der Regel verwendet man
die stabile Milchsäure, die vielen italienischen Weinen z.B. zugesetzt wird. Man verwendet auch
Zitronensäure - der Verbraucher begeistert sich dann an den
herrlichen Zitrusaromen der Weine, die er im deutschen Wein nicht vorfindet ...
Bei allen diesen Weinen ist der Weinsteinausfall unmöglich, daher dem Konsumenten unbekannt.
:> Da muss ich dir (teilweise) widerspechen.
:> Bei einigen Rioja Reservas (Lombras) wie auch Bordeaux
:> hatte ich auch schon Weinsteinausfall.
da war ich zu pauschal in meinen Äusserungen. Aber das gibt mir Anlass noch einmal weiter ind Detail zu
gehen - Bei Rotweinen ist
Weinsteinausfall relativ selten. Riojas, die eine sehr viel höhere Säure haben - und dadurch lagerfähig sind -
und gute Bordeaux mit
stabilem Säuregerüst können durchaus auch mal Weinstein ausfällen.