Keine Angabe
Pfeffer (Piper nigrum L.) [3/4]
Für
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Rezept
(Fortsetzung Pfeffer) Etymologie Trotz seiners astronomischen Preises war der Pfeffer bereits bei den
Römern sehr beliebt (siehe auch Silphion über die Kochsitten im alten Rom) und erlangte im Frühmittelater
den Rang eines Statussymbols der guten Küche. Zu dieser Zeit hatte Venezia den Handel mit den Arabern
auf ähnliche Weise monopolisiert wie diese den ihren mit Indien; als Konsequenz dieses doppelten
Monopols konnten sich in Europa nur wenige Köche den Pfeffer überhaupt leisten. Als sich im 15.
Jahrhunder die wirtschaftliche Lage Europas stabilisierte, führte der steigende Pfefferbedarf (und steigende
Finanzkraft der potentiellen Interessenten) als Triebfeder zum Zeitalter der grossen Entdeckungen. Nun
suchten europäische Seefahrer einen Weg zum Ursprungsland des Pfeffers, um das Gewürz unter
Umgehung des arabischen und venezianischen Doppelmonopols billig bei den Produzenten einkaufen zu
können.
Am Ende des 15. Jahrhundert veränderten portugiesische Seefahrer das mittelalterliche Weltbild: 1487
umrundete Bartholomeu Diaz das
Kap der Guten Hoffnung und zeigte damit, dass Afrika kein unüberwindliches Hindernis auf dem Weg noch
Osten war; nur elf Jahre später erreichte sein Landsmann Vasco da Gama schliesslich Indien, gründete
einige portugiesische Handelsniederlassungen und baute dauerhafte Handelsbeziehungen mit lokalen
Fürsten auf. Von diesem Moment an war Lisboa, und nicht mehr Venezia, die Gewürzhauptstadt Europas;
natürlich reduzierte das nicht die Preise, sondern verlagerte nur den Gewinn in ein anderes Land (100 Jahre
später sollte sich dasselbe mit Amsterdam wiederholen). Die portugiesischen Kolonien in Asien bestanden
bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, als des Gewürzgeschäft längst an England und Holland
verloren war.
In der Zwischenzeit versuchten auch die Spanier ihr Glück in der Seefahrt: Cristoforo Colombo, ein Italiener,
der am spanischen Hof
Unterstützung für seine unkonventionellen Pläne fand, entdeckte 1492 das, was er nicht gesucht hatte;
wieder elf Jahre später durchquerte Vasco Nunez de Balboa den amerikanischen Kontinent beim Isthmus
von Panam und gelangte damit an den Stillen Ozean.
Folgerichtigerweise erkundete auch eine spanische Expedition diese neue See und umrundete dabei die
Welt: Fern+o de Magelh+es, ein
gebürtiger Portugiese, überlebte das Abenteuer aber nicht, sondern wurde auf den Philippinen in einem
Konflikt mit Eingeborenen getötet. Alles in allem hatte Spanien in Asien nur wenig Erfolg (die Philippinen
blieben die einzige Kolonie), und obwohl der grösste Teil Amerikas rasch unter ihre Herrschaft fiel, konnten
die Spanier im Gewürzhandel nie eine bedeutende Rolle übernehmen, da Piment und Vanille die einzigen
kommerziell erfolgreichen Gewürze aus der neuen Welt blieben.
Der Pfefferanbau war lang auf eine kleine Region im sudlichen Teil der Westkuste Indiens beschrankt
(Malabar). Wegen schlechter Verkehrsmoglichkeiten, vieler Zwischenhandler und des konkurrenzlosen
Monopols zuerst der Araber und Venezianer, dann der Portugiesen und schlieslich der Englander blieben
die Preise in Europa lange hoch, was die europaischen Konsumenten oft zwang, andere Gewurze als
Pfefferersatz zu verwenden. Von diesen sind der aus dem Mittelmeerraum stammende Monchspfeffer und
die beiden afrikanischen Gewurze Mohrenpfeffer und Paradieskorner in Vergessenheit geraten und werden
heutzutage kaum noch gehandelt; auch den mediterranen Myrtenbeeren war kein Erfolg beschieden. Zwei
nahe Verwandte des schwarzen Pfeffers, langer Pfeffer aus Indien und Indonesien und Kubebenpfeffer aus
Java sind im Westen zwar mittlerweile auch ziemlich unbekannt, werden aber in Indien und Nordafrika
immer noch viel verwendet. Szechuanpfeffer aus China und Japan und rosa Pfeffer aus Sudamerika sind in
den letzten Dekaden bekannter geworden, gelten aber im Westen immer noch als exotische Spezialitäten.
Ein anderes südamerikanisches Gewürz, Chilis, wurde ebenfalls zuerst als Pfefferersatz nach Europa
eingeführt, ist aber inzwischen weltweit beliebter als Pfeffer selbst und wird auch in wesentlich grösserem
Umfang angebaut, gebraucht und gehandelt. Siehe auch Szechuanpfeffer für einen Vergleich zwischen
verschiedenen scharfen Gewürzen.
Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html
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