Das Kürbisgewächs aus den Tropen hatte schon bei den Griechen den Nimbus der Verführung. Die
Melone findet mit ihrer herrlichen, duftigen Süsse nicht nur viele Liebhaber, sondern lässt sie gar bis zum
bitteren Ende nicht mehr los. Wenn wir von Melonen sprechen, meinen wir nicht etwa die Wassermelone,
die ihren Namen völlig zu Recht trägt und nicht allzuviel Geschmack mitbringt, sondern die Honigmelonen.
Davon gibt es gleich mehrere Sorten, wobei die Reihenfolge auch gleichzeitig eine Rangfolge ist: Da ist die
hellgelbe, glatte Melone,
die hellgelb bis grünliche Netzmelone mit einer beigen Netzstruktur auf der Oberfläche, die hellbeige bis
grünliche Cantaloupe-Melone,
die nicht oval, sondern rund ist, und die wohl beste, die Cavaillon-Melone - die französische Melone
schlechthin.
Nun werden vielleicht einige Melonenfreunde sagen, die Charentais-Melone ist doch ebenfalls ganz herrlich.
Ist sie auch,
dieses prächtigste Exemplar der bereits erwähnten Cantaloupe-Melonen. Und nicht zufällig dürfte aus ihr
mit Hilfe
findiger Züchter rund um die provenzalische Stadt Cavaillon die Cavaillon-Melone entstanden sein. Ihr gelb-
oranges, süsses Fleisch
mit dem feinen Honigton ist nun kaum zu übertreffen. Vor allem, wenn sie im Bestzustand ist: Das ist etwa
von Juni bis Anfang September
(die frühesten werden im Gewächshaus gezogen, dann unter Folie angebaut, und schliesslich stammen sie
aus dem Freiland).
Mehr als die Hälfte der 200'000 Tonnen Melonen, die jährlich in Frankreich produziert werden, stammt aus
dem Anbau der Region Cavaillon. Melonen werden dort schon seit dem 16. Jahrhundert angebaut. Dies
wurde erst möglich, nachdem Franz I. im Jahr 1537 die Erlaubnis erteilte, Wasser aus der Durance
umzuleiten und damit die bis dahin trockenen Felder zu bewässern. In der Region sind alle Bedingungen
für ein gutes Gedeihen der Früchte gegeben: eine gute
Bodenbeschaffenheit, starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen.
Wie auch andere, das tropische und subtropische Klima liebende Pflanzen, sind die Ursprünge der Melone
ebenfalls in Zentralasien zu suchen, möglicherweise auch in Afrika. Schon die Griechen und Römer bauten
das in vielen Varianten spriessende Kürbisgewächs an. Heute werden die grossartigen Durstlöscher nicht
nur in den Tropen und in Süfrankreich angebaut, sondern auch im Tessin und im Wallis, während sie
nördlich der Alpen kaum eine Chance haben, in Freilandkultur erfreulich zu gedeihen. Wer es trotzdem hier
probieren will, muss mindestens auf ein kleines Gewächshaus zurückgreifen können, das den Pflanzen
das ihnen genehme Klima vorgaukelt.
Reife Melonen erkennt man daran, dass sie auf Druck an der gegenüberliegenden Seite des Stielansatzes
leicht nachgeben und an der Bluete einen wunderbaren Duft verströmen. Unreife Melonen lagert man am
besten bei Raumtemperatur, bis sie den erwünschten Reifegrad erreicht haben. Reife Früchte behalten ihr
Aroma und ihre Saftigkeit, wenn sie im Kühlschrank gelagert werden. Vor dem Essen sollten Sie die
Melone 24 Stunden kühlen, und obwohl sie keinen der beliebten Zusätze wie Portwein oder Parmaschinken
braucht, wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, was der Starkoch Paul Bocuse aus ihr macht: Aus der einen
Hälfte sticht er Kügelchen, parfümiert sie
mit Curacao und Cognac, aus der anderen bereitet er ein Sorbet und füllt alles wieder in die Schale. Wer
es einmal gegessen hat, soll es angeblich nie mehr vergessen.