Kartoffeln: V. d. Zierpflanze z. wichtigen Ackerfrucht (I
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Die Preussenkönige erkannten den Wert der Kartoffel als Volksnahrungsmittel.
Als historisch gesichert gilt, dass der Bauer Hans Rogler im fränkischen Pilgramsreuth 1647 erstmals auf
deutschem Boden Kartoffeln anbaute. Er hatte die Feldfrucht gegen Ende des 30-jährigen Krieges im
böhmischen Rossbach von einem Soldaten
bekommen. Aber erst im 18. Jahrhundert fand der "Cartuffel-Bau" in
grösserem Stil den Weg auf den Acker. Der Widerstand gegen die unbekannte Speise war gross. Das
Gewächs litt unter dem hohen Solaningehalt damaliger Sorten und der engen Verwandtschaft zu
Giftpflanzen. Ein Kratzen im Hals, leichtes Brennen im Magen, Schweissausbrüche und Übelkeit waren bei
Kartoffeln-Essern nicht
selten. Der Klerus hielt sie gar für ein sexuelles Stimulanzmittel.
Auch das Klima war nicht optimal. Die Sorten waren genetisch noch eng mit der peruanischen Ur-Kartoffel
verwandt: Kurztags-Pflanzen, die in
unserem Sommer spindeldürre Ausläufer bildeten. Im Herbst wurden kleine, unregelmässig geformte
geerntet. Auch die Frostempfindlichkeit machte Probleme. Und die Ernte geriet - ohne
Maschinen - zur grossen Plackerei.
Entscheidend für den Erfolg waren die Hungerjahre des 18.
Jahrhunderts. Hier zeigte die Kartoffel ihre Überlegenheit, der Nährwert pro Hektar war unschlagbar.
Plötzlich galt die Kartoffel als "beste und nützlichste Frucht im ganzen Lande, weil kein Erdreich sich
besser bezahlt macht, als durch ihren Anbau".
Tatsächlich schlug die Knolle - lange vor den grossen
Kartoffelkrankheiten - im Ertrag Roggen, Weizen und Hafer bei weitem
aus dem Feld. Und sie war vielseitig. Man buk Brot mit Kartoffelmehl, briet sie über dem Feuer, zerdrückte
sie zu Brei und fütterte sie dem Vieh. So wurde die zunächst als reine Zierpflanze gehaltene Kartoffel doch
noch zum Segensbringer.
Plötzlich wurde ihr Anbau sogar vorgeschrieben. Die Preussenkönige verteilten Saatkartoffeln zum Nulltarif.
Friedrich der Grosse verspeiste demonstrativ Kartoffeln. Der "Alte Fritz" hatte frühzeitig den Wert der
Knollen als Volksnahrungsmittel erkannt. Das starke Bevölkerungswachstum mit dem Überschuss an
Arbeitskräften verhalf der Kartoffel endgültig zum Durchbruch. (man) O-Titel: Kartoffeln: Von der Zierpflanze
zur wichtigen Ackerfrucht
(Info) http://www.ksta.de/html/artikel/1118069749471.shtml